Suderburg
Entstehung

Die Entstehung unserer Feuerwehren

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts beruhte das Feuerlöschwesen auf den Verordnungen der Landesherren und der Städte. Diese Feuerlöschordnungen enthielten vor allem feuer- und baupolizeiliche Vorschriften sowie die Verpflichtung der Bürger zur Löschhilfe. Den Gefahren konnte dadurch natürlich nur bedingt begegnet werden. Für die Feuerverhütung wirkten sich diese Vorschriften recht segensreich aus; für die praktische Brandbekämpfung selbst waren sie auf die Dauer unzureichend. Die Ursache dieses Versagens lag im System begründet. Es gab zwar ein großes Aufgebot an verpflichteten Helfern, aber sie waren ungeübt, die Anleitung war mangelhaft und die Löscheinrichtungen noch nicht genügend technisch entwickelt.

Eine "Wende trat erst ein. als Freiwillige Feuerwehren die ungeübten Gemeinde-Löschmannschaften ablösten. Diese neuen Wehren wurden für die Brandbekämpfung besonders geschult. Die Männer vesahen ihren Dienst freiwillig aus Nächstenliebe und Verantwortungsgefühl, und man machte sich die Errungenschaften der Technik immer mehr zunutze. Besondere Erwähnung verdienen die Turnvereine, aus deren Reihen sich die ersten Freiwilligen Feuerwehren bildeten. Aber die Idee setzte sich bei uns erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts durch, so daß es kaum eine Freiwillige Feuerwehr in unserer Heimat gibt, die auf hundert Jahre oder mehr zurückblicken kann.

Wir wollen uns in unserer Darstellung mit den Verhältnissen vertraut machen, wie sie hundertachzig Jahre vor der Gründung der ersten Freiwilligen Feuerwehr, also um die Mitte des 18. Jahrhunderts, in unserer Heimat herrschten.

In einem Feuerlöscherlaß vom 19. November 1695 setzte man sich vor allem für die zur Bekämpfung des Feuers benötigte Instrumente" ein. Herzog Georg Wilhelm ordnete an, daß zukünftig in Unsern Dörfern begehre Instruments, als Leitern, Eimer und Hacken und zwar nach der Größe der Dörfer angeschafft werden sollen  und damit solches ohne besondere Kosten und Beschwerung Unserer Unterthanen geschehen möge, ist unser gnädigster Wille und Meinung, daß hinführe ein jeder voll oder halb-Höffner so er heirahtet, ehe und bevor er getrauet wird, 6 Mariengroschen, ein Köthner oder Brinckbesitzer aber 3 Mariengroschen zu dem Behueff erlegen, auch die Prediger die Copulation nicht ehender verrichten sollen, bis solche Gelder an ihnen ausgezahlet."

Mit dieser Verordnung erreichte man bald eine annähernd ausreichende Versorgung mit den nötigsten Löschgeräten; denn welches junge Paar hätte sich wohl wegen sechs Groschen auch wenn sie damals einen anderen Wert darstellten als heute von der Heirat abhalten lassen!

Man spürte aber doch recht bald, daß mit solchen Erlassen allein nicht viel zu erreichen war. Vor allem auf dem Lande gab es große difflcultät": Es fehlte vielfach, an Wasser, an Löschgeräten, in kleinen Dörfern an genügend Männern, und man traute den Bauern ganz einfach die nötigen geistigen Fähigkeiten nicht zu, sich beim Brande den Anordnungen entsprechend zu verhalten. Der Bauer sei in quantum sibi relictus von dem Begriff nicht, die ihm etwa vorzuschreibende Regulative einzunehmen, viel weniger von solcher Beurtheilung nach der Sachen Umstände consilia in flagranti zu fassen", also plötzliche Entscheidungen treffen zu können.

Wie sehr die Amtleute und Vögte sich bei der Brandbekämpfung unentbehrlich dünkten, geht aus dem Vermerk hervor, daß in entfernt liegenden Dörfern der arme Landmann bey entstehendem Feuer hülflos, auch die erste Zeit insgemein ohne directorio" sei.

Ein wesentliches Geluhraimoment auf dem Lande waren natürlich die strohgedeckten Häuser. Hier kam bei einem Brande häufig alle Hilfe zu spät. Das dabei oft auftretende Durcheinander veranlaßte einen Regierungsbeamten zu der Bemerkung, daß der Landsmann so unbändig und so unschicklich sei", daß alles in größester confusion durch einander läuft, und die Beamte und Subalterne nicht im Stande sind, Ordnung zu halten "

Da man also von vornherein den Landbewohnern die Fähigkeit absprach, sinnvolle Löschmaßnahmen zu ergreifen, ist es nicht verwunderlich, daß erst zu einem so späten Zeitpunkt, nämlich nach 1850, die Gründung der ersten Freiwilligen Feuerwehren in unserer Heimat erfolgte.

Bis dahin beschränkte man sich auf Maßnahmen, die uns heute oft nur noch ein Lächeln abnötigen. So wurde 1736 von der Regierung eine Umfrage bei den einzelnen Ämtern gehalten, wie man das Löschwaser auf dem platten Lande" verbessern konnte. Verständlich ist, daß man bei geplanten Neubauten darauf achtete, die Gebäude nicht zu eng beieinander stehen zu lassen, damit nicht durch Funkenflug andere Häuser gefährdet würden. Den Backöfen galt das besondere Augenmerk. Sie mußte mindestens dreißig Schritte entfernt von anderen Gebäuden errichtet werden. Ein ausgezeichnetes Mittel gegen Funktenflug hatten sich hohe Eichen bewährt, die man früher um jeden Bauernhof pflanzen mußte. Es wurde daher empfohlen, daß die Bauern zu beiden Seiten der Gstücksgrenzen in dichten Abständen Eichn' oder andere hochwachsende Bäume pflanzten. Wer solche beschädigt oder wohl aus misgunst umhauet, damit der Nachbar die in deßen Hof fallende Eicheln nicht abbekam, mußte mit einer Strafe rechnen.

www.Suderburg-Damals.de
Suderburg
© 1999 - 2012, Gerhard Müller; Design und Layout

[Suderburg] [Historie] [Historisches] [Sagen] [Ortsteile] [Arbeit] [Hofstellen] [Wiesenbauschule] [Hardau] [Grußkarten] [Vereine] [Feuerwehr] [Gesangverein] [Sportverein] [Radfahrerverein] [Kriegerverein] [Arbeiterverein] [Schützen] [Landw. Verein] [Volksfest,] [Schulen] [Gasthäuser] [Gesellschaft] [Gedichte] [Straßen] [Landkarten] [Platt] [Naturdenkmale] [Heide] [Hist. Spaziergang] [Allgem.Zeitung] [Umgebung] [Gesundheit] [Auswanderung] [Forschung] [Bücher] [Damals - Heute] [Kontakt] [Empfehlungen] [Quellen] [A - Z]