Suderburg
Feldwirtschaft

Anlagen der Feldwirtschaft im Suderburger Raum 13000

13101 Flachsrottekuhle am Rotheweg in Bahnsen
Die ursprüngliche vorhanden gewesene Rottekuhle bestand aus acht nebeneinanderliegenden Teichen. Diese Teiche sind heute zu einem Fischteich am südöstlichen Ende des Rotheweges neben der Hofstelle Nr., 4 - olim Rademaker - jetzt Hüners - zusammengelegt worden, nachdem dieser noch nach dem Einstellen des Rottens als Feuerlöschteich gedient hatte, Der Flachs, der im Juli geerntet wird, wurde zu dicken Garben gebunden und in Stiegen aufgestellt, Nach dem Einfahren wurde er in der Scheune "geräpt", Die "Räp" war ein Balken mit 3 bis 5 eisernen Kämmen, deren Zinken etwa 20 cm maßen. Der Flachs wurde durch diese Kämme gezogen, was die Samenkapseln von den Stengeln trennte. Die Samenkapseln wurden gesammelt, getrocknet und in der Mühle zu Speiseöl geschlagen. Der geräpte Flachs hingegen wurde zu etwa armdicken Bunden zusammengelegt und so in die Rotte-Kuhle gelegt. Die Bunde beschwerte man mit Steinen oder Plaggen, damit das Wasser sie vollständig bedeckte. Nach etwa 6 bis 9 Tagen waren die Stengel morsch geworden und ließen sich zerbrechen. Nach diesem Prozeß wurde der Flachs noch 10 bis 12 Tage auf den Stoppelfeldern ausgelegt und dann anschließend zum Trocknen unter Dach gebracht.

13201 In Abelmanns Wiesenhof vor dem Backofen
Die vorstehende Flurbezeichnung ist der Graulinger Rezeßakte entnommen worden. Der hier genannte, weitab vom Hof liegende Backofen diente nicht zum Backen des Brotes, sondern in solchen Backöfen, die aus der Feuerstelle und einem davor liegenden, nach vorne offenen Schauer bestanden, wurde der Flachs angeröstet. Die "Flachsschaten" wurden in den Ofen gepackt und nach einem Tag wieder herausgeholt. Die Flachsstengel waren dadurch kroß geworden und ließen sich nunmehr im Schauer "braken".

13401 Ehemalige Rieselwiesen im Bereich des Hardau-Sees
Vergl. hierzu die Ausführungen zu den Rieselwiesen unter den Ziffern 13503 und 13504.

13402 Flachsrottekuhlen am Hösseringer Springweg gegenüber den Forellenteichen.

13501 Ehemalige Kartoffelkuhle beim 2. Schulhaus in Oldendorf I 19)
Zur Lagerung von Kartoffeln wurden Kuhlen geschaffen. Die Kartoffelmiete wird zweckmäßig zu ebener Erde angelegt.  Die erste mir urkundlich bekannte Erwähnung der Kartoffel findet sich in einer Ehestiftung des Klosters St. Michaelis zu Lüneburg

(1821-1830 Loc. 65 Nr. 3) aus dem Jahre 1823 in der es heißt:
“Wenn die Eltern den eigenen Tisch nehmen:
10 Himten reinen Roggen, 1 Pfd. Butter wöchentlich, ein Ferkel oder 4 Thaler, 10 Himten Kartoffeln, 1 Himten Grütze, 1 Himten Buchweizen, 1 Quartier Milch täglich, frei Salz.“
(1 Himten rd. 20 kg Roggen, 1 Quartier gleich 0,94 Liter).

Etwa 300 Jahre vorher, nämlich um 1530, lernten die Spanier die Kartoffel in Peru kennen. Seit dem Jahre 1573 ist sie dann im spanischen Sevilla nachweisbar. Der Engländer Sir Francis Drake (*1545, t 1596) sorgte für die Verbreitung der Kartoffel in England. In Deutschland war es der Preußenkönig Friedrich II., der Große genannt, der den Anbau der Kartoffel, vor allen Dingen in den Hungerjahren nach 1770, gefördert hatte. Das bekannte Gemälde von Warthmüller aus dem Jahre 1763 zeigt den Preußenkönig bei der Überwachung der Kartoffelernte7).

13502 Flachsrottekuhle im Elmenstegen, Flurstück Brückwiesen
Die Kuhle ist durch die Absenkung des Grundwasserstandes stark verlandet.
Foto: H. Peter Matalla

Die Flachsrottekuhle im Elmenstegen 

 GPS
 N   52°53.412´
 O 010°26.437´

 

13503 Rieselwiesen auf dem Flurstück Brückwiesen südwestlich vom Fastenberg
Die die Landwirtschaft betreibenden Hauswirte der Lüneburger Heide bemühen sich seit eh und je, die Erträge auf den kargen und sandigen Heideboden zu verbessern. Hierfür bietet sich in erster Linie das Wasser der vielen Heidebäche an. Am Anfang standen die wilden Bewässerungen. Bei dieser Art der Wiesenkultur wurde das Wasser, wie es heute z. B. bei den Reisfeldern noch üblich ist, aufgestaut und durch seitlich aufgeworfene Wälle auf der Fläche gehalten. Derartige Berieselungen sind bereits im 15. Jahrhundert in Meißendorf, in der Amtsvogtei Winsen/ Aller gelegen, vorgenommen worden. In der vom Lehrer Ostmann geschriebenen Geschichte von Böddenstedt wird von Wiesen berichtet, die durch den Stahlbach im Jahre 1702 berieselt worden waren.

 GPS
 N   52°53.542´
 O 010°26.447´

Die Erkenntnisse eines Albrecht Thaer (1752-1828) sowie das Interesse des Landesherrn, des Königs Georg III. (1760-1820), veranlaßten den einheimischen Oldendorfer Hauswirt auf dem Achtelhof Nr. 14 - Lütt-Lichten - (Hauptstraße 16), Johann Jürgen Christoph Hilmer (1770-1842) sowie den Suderburger Amtsvogt und Hauswirt auf dem Stoltenhof (Bahnhofstraße 2), Johann Caspar Hermann Helmrich (1772-1837) die bisher wilden Berieselungen in den Jahren 1807/09 beginnend in einen künstlichen, systematischen Wiesenbau umzuwandeln. Diese Bemühungen wurden jedoch durch die französische Herrschaft unterbrochen, weil u. a. Helmrich an den Befreiungskämpfen im damaligen Freiwilligen Jägerkorps in Belgien und in den Niederlanden teilgenommen hatte, Nach der Rückkehr Helmrich's nahmen dann beide ihre Arbeit wieder auf und entwickelten nach anfänglichen Versuchen auf "eigenem" Grund und Boden den sogenannten "Suderburger Rükkenbau". Die auf diese Weise umgewandelten Wiesen erbrachten Heuerträge von bisher 8 Zentner je Morgen Anbaufläche nunmehr bis zu 64 Zentner. Diese beispiellose und segensreiche Tätigkeit wurde weit über Deutschlands Grenzen bekannt, so daß die Suderburger Wiesenbauer im Sommer bis in die skandinavischen Länder, nach Osterreich und selbst bis nach Rußland gefahren waren, um auch dort ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Tat umzusetzen, Adolf Hillmer schreibt auf S, 19 der Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Wiesenbauschule Suderburg im Jahre 1929, daß russische Arbeitskollegen einen Wiesenbauer fragten, wo denn eigentlich seine Heimat sei. Im Lüneburgischen, antwortete der Suderburger. Keiner der biederen Russen hatte je etwas von Lüneburg gehört. Das liegt in Hannover, erklärte jener weiter. Aber auch hier versagten die Geographiekenntnisse der Untertanen des Zaren vollständig; eine Schule hatten sie ja nie besucht. Sie fragten endlich, wie denn der Ort heiße, aus dem er stamme. Und als jener nun den Namen Suderburg nannte, da ging ein verständnisvolles Aufleuchten über alle Gesichter, und fast vorwurfsvoll klang es ihm entgegen: Warum hast du denn das nicht gleich gesagt? Suderburg kennen wir alle. Suderburg ist ja die erste Universität in Deutschland!

Nach ihren Erfolgen und um ihr Wissen weitergeben zu können, gründeten im Winter 1853/ 54 dann 72 Männer aus den 7 Dörfern des Kirchspiels Suderburg und aus Böddenstedt die Wiesenbauschule Suderburg, die heutige Staatliche Ingenieur-Akademie für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik in Suderburg. Die neuzeitliche Wasserwirtschaft hat aber auch vor der Rieselwiesenkultur nicht Halt gemacht. Auch sie wurde ein Opfer der neuen Form der Bewirtschaftung und der damit verbundenen Veränderung der Wasserverhältnisse.

Die Erfinder des "Suderburger Rückenbaues", die Suderburg im vergangenen Jahrhundert eine wirtschaftliche Blüte bescherten, sind bis heute nicht vergessen, Pastor Johann Conrad Kahle hat den Sterbeeintrag für Johann Jürgen Christoph Hilmer vom 14. 6, 1842 im Suderburger Kirchenbuch wie folgt ergänzt: „Er war ein mit außerordentlichen Geistesfähigkeiten begabter Mann, welche er stets auf die achtungswürdigste Art verwandte. Unter anderen verwaltete er über 40 Jahre sowohl zum Besten der Pfarre wie der Gemeinde das Amt eines Kirchenjuraten und Rechnungsführers, förderte zur Vervollkommnung und Beförderung der Kunstwiesen nicht nur Wohlstand von Oldendorf, sondern erwarb dadurch auch Suderburg eine weit über das Land hinausgehende Berühmtheit“, vergl. Rolf Hillmer, Adolf Hillmer in memoriam, in: Zeitschrift für Niederdt, Familienkunde, Hamburg 1966, S, 68 ff.

Dem Amtsvogt Johann Caspar Hermann Helmrich hat nicht nur der vorgenannte Verfasser in eben dieser Zeitschrift, Hamburg 1964, S. 73ff. ein Denkmal gesetzt, sondern auch Carl Reinhardt beschreibt im 29. Kapitel seines Romans „Der fünfte Mai“ den Besuch der Verwandtschaft durch den Sohn und Amtsnachfolger des Helmrich, in diesem Peter Laarsen genannt, in Hamburg.

13504 Rieselwiesen auf dem Flurstück Elmenstegswiesen
Der gebürtige Oldendorfer, in Porta Westfalica wohnende Walter Brinck, hat noch mit seinem Vater eine, vom Halbhof Nr, 10 - Neuen-Wiermann -
(Herbert-Meyer Straße 3) gepachtete Rieselwiese bewirtschaftet. Er berichtet über diese Bewirtschaftung wie folgt:

Die rückenförmigen Rieselwiesen hatten auf ihrem Scheitelpunkt einen Bewässerungsgraben, von dem aus das Wasser herab zu den an den Fußpunkten befindlichen Gräben lief. Die Zeiten für die Bewässerung waren genau festgelegt, so daß jeder Besitzer einer Wiese wußte, wann er die Schleuse für seine Wiese setzen durfte und wann er diese wieder ziehen mußte. Bei dieser Arbeit überprüfte er zugleich, ob der "Oberlieger" seine Zeit eingehalten hatte, ansonsten zog er auch dessen Schleuse.

Um die Wiesenflächen zur Heu- und Grummeternte, letztgenannte ist der zweite Schnitt im August, mit dem Wagen befahren zu können, wurden die Gräben mit Strohbunden ausgelegt. Doch auch dann fuhr sich hin und wieder ein Wagen fest. Im Spätherbst und im zeitigen Frühjahr wurden die Gräben mit dem sogenannten Gräbenschneider instandgesetzt. Die überwachsene Grasnarbe wurde abgeschnitten, und mit dem Grabenaushub wurden Unebenheiten innerhalb der Wiese ausgeglichen.

13601 Die „Räber Heide“
Die Heide war Erzeuger und Lieferant für die Plaggen- und Futterwirtschaft.

Die Plaggen wurden als Einstreu für das Vieh benötigt, um damit die Menge des Stallmistes zu vergrößern. Die Plaggen schlug man mit der Plaggenhacke - Twicke/Twigge - los, wobei Plaggen aus Heidekraut, die sogenannte Kuhheide für den Kuhstall, und die mit anhängendem Humusboden für den Schafstall verwendet wurden.

Für 1 Morgen Ackerland benötigte man die 3-fache Menge Plaggenmahdfläche. Diese Flächen regenerierten sich, wenn nur das Heidekraut abgeschlagen worden war nach 4-10 Jahren, und wenn der Humusboden ebenfalls entfernt worden war nach 10-20 Jahren,

Ursprünglich oblag das Plaggenhauen den Schäfern. Zur Verjüngung der Heide brannten diese im Frühjahr an einem windstillen und taufrischen Morgen die Heide ab, Dieses Abbrennen wurde Bröhnbrennen genannt, daher rührt auch der Name „Bröhnheide“. Ab 1875 wurde das Hauen der Plaggen in Akkord vergeben. Die abgeschlagenen, unbewachsenen Flächen boten dem Wind gute Angriffsflächen, so daß als

Folge der Bodenerosion Dünen und Sandschellen entstanden.

Die Bedeutung der Heide für die Feldwirtschaft geht aus einem im Hauptstaatsarchiv in Hannover liegenden Schriftstück8) hervor. Es geht dabei um das Befahren von Nebenwegen in den Jahren 1802/1803 in der „Räber Heide“. Diese Nebenwege wurden vor allem gesucht, wenn die eigentlichen Wege durch Witterungseinflüsse unbefahrbar geworden waren.

Die Dorfbewohner machten dann diese Nebenwege durch das Auswerfen von Gräben ebenfalls unbefahrbar, um dadurch die für sie lebensnotwendige Heide zu schützen.

In dem Schriftstück heißt es, daß sich in einer Entfernung von 1/4 Stunde folgende Straßen befinden:
1) Weyhausen - Lüneburg
2) Schaafstall - Dreilingen und
3) Schaafstall- Uelzen.
Die aus diesen drei Straßen resultierenden Nebenwege ruinierten die gesamte Heidefläche. Es wurde deshalb vorgeschlagen, den Lutterioher Weg vom Manhorn durch den Moortahlsgrund bis an die Grenze der Ämter Bodenteich und Beedenbostel auf 7 Ruthen (= 32,62 m) zu erweitern.

13 701 Flachsrottekuhle westlich vom Schweinebach
Die Kuhle gehört zum Vollhof Nr. 4 - Ritz - (Hauptstraße 35), jetzt Günter Voigts.
Auch diese Kuhle ist durch die Absenkung des Grundwasserstandes sehr stark ausgetrocknet und verlandet.

Langstreifenflure
Die Langstreifenflure zählen zu den ältesten Ackerformen in unseren bäuerlichen Siedlungen. Als die ersten Äcker in Suderburg angelegt wurden, rodeten alle Bauern zusammen eine große Fläche und machten es gemeinsam ackerfähig. Anschließend wurden diese Ackerfläche in 28 gleichgroße parallele Stücke aufgeteilt, sodaß jeder den gleichen Teil bekam. Damit keine Familie das beste oder das schlechteste Stück bekam, legte man schmale und lange Langstreifenflure an.

  

 

 






















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