Suderburg
Steine als Naturdenkmäler

Steine als Naturdenkmäler um Suderburg   62 000

62 201 Gletscherstein an der Grenze zwischen Graulingen und Räber
Der Stein liegt auf der Südseite des Weges, der parallel und etwa 50 m nördlich der vorgenannten Grenze verläuft und zwar etwa 90 m vor der Trasse der Hochspannungsleitung.
Der Stein schaut, etwa 60/60 cm groß, ungefähr 30 cm aus dem Wald boden heraus.
Ein Gletscherstein zeichnet sich durch seine glatt polierte Oberfläche aus. Die Glätte der Oberfläche ist durch das Reiben der Geschiebe während der Eiszeit entstanden. Die Steine sind durch das Eis zum Teil aus den nördlichen Regionen bis in unsere Breiten gebracht worden.

62 401 Gletscherstein auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Museums
             in Hösseringen

62 501 Ehrenmal im Tannrähmwald 161-165)
Bei dem Vorhaben, für die im 1. Weltkrieg gefallenen Schüler der Suderburger Wiesenbauschule ein würdiges Ehrenmal zu errichten, kam man auf den glücklichen Gedanken, den im "Tannrähm" liegenden Granitblock zu verwenden.
Da der Granitblock am Wasser lag, mußte das Flurstück durch einen mehrere hundert Meter langen Graben entwässert werden
.

Danach erfolgte die schwerste Arbeit, nämlich das Aufrichten des 3,50/2,50/2,0 m großen und etwa 700 Zentner schweren Steins. Der Stein wurde auf einen Stahlbetonsockel gestellt und am 6. 7. 1924 als Denkmal seiner Bestimmung übergeben. 62501 Ehrenmal im Tannrähmwald.

GPS
N  52°53.627´
O 010°25.666´


Foto: Archiv W. Brink, Porta Westfalica
Aufrichtung des Granitblocks im Jahre 1929 durch den Kulturbauoberlehrer August Heitsch mit seinen Schülern. Während der Stein für die Gefallenen am 6. 7. 1924 seiner Bestimmung übergeben wurde, erfolgte die Weihe des Steins für die Wiesenaumeister August und Wilhelm Hillmer am 17. 5. 1929, dem 75jährigen Jubiläum der "Wiesenbaumschule"

Das Denkmal trägt die Inschrift:
"Den 1914-1918 gefallenen Schülern der Wiesenbauschule Suderburg zum ewigen Gedächtnis".

Hinter dem Ehrenmal befindet sich noch ein weiterer, 4,00 m hoher, jedoch nur etwa 2,80 m aus dem Erdreich herausragender, 2,80 m breiter und 2,00 m starker Granitblock, der dem Andenken des ersten Wiesenbauschuldirektors August Hillmer, . 1829, t 1897, sowie seinem Bruder und Amtsnachfolger Wilhelm Hillmer, *1831, t 1916, gewidmet ist.

 

 

Bei diesen Steinen handelt es sich um Überbleibsel der Endmoränen, die die Eiszeit gebildet und hinterlassen hat.

62 601 Griese Page
Mit dem nachstehend wiedergegebenen Gedicht beschreibt der Forstmeister Adolf Peters einen großen Stein, der wegen seiner Gestalt und Farbe sicherlich einem Pferd ähnlich gesehen und deswegen den Namen "Griese Page" erhalten haben wird. Der "Griese Page" ist auf dem Blatt Nr. 91 - Hermannsburg - der kurhannoverschen Landesaufnahme aus dem Jahre 1778 eingetragen, doch seine genaue Lage kann aus dieser Karte nicht entnommen werden. Der Steinriese lag in der Flur "Räberort", die früher dadurch zur Bedeutung gelangte, weil sie in einigen Grenzbeschreibungen genannt wird. Es stießen nämlich an diesem Ort, der "Trifinibus", die Grenzen der Bistümer Verden, Minden und Hildesheim zusammen; und deshalb auch die der Gaue Bardengau, Loingau und Grethe mit ihren zugehörigen Ämtern Bodenteich, Hermannsburg und Beedenbostel. Die beiden erstgenannten Gaue, nämlich der Barden- und Grethe-Gau gehörten zu Ostfalen, während der Loingau Bestandteil von Engem gewesen war. Dieser Ort des Zusammentreffens alter, geschichtlich gewachsener Grenzen ist von unseren Vorfahren gehegt und gepflegt worden. Erst das kommerzielle Interesse wie dieses auch in dem vorgenannten Gedicht beschrieben wird und das damit verbundene fehlende Geschichtsbewußtsein und verständnis hatte die Zerstörung des Grenzsteines vor gut 100 Jahren und die nahezu vollständige Vernichtung des Ortes durch die Erstellung von Hochspannungsleitungen und Aufforstungen in der jüngsten Vergangenheit zur Folge. Es zeugen nur noch wenige Spuren von der Vergangenheit. Es sind dieses Reste von Grenzanlagen, eine Mulde mit einigen herumliegenden Granitsplittern als vermuteter Standort des "Griesen Pagen"3), ein aufgeschütteter Damm im Bereich des Schnittpunktes der Forstabteilungen 157/158/174 und 175 als Bestandteil der ehemaligen Poststraße. Diese Poststraße kam von Celle und führte über Garßen, Rebberlah, Schafstall, Neuensothrieth, Dreilingen, Groß-Süstedt und Ebstorf nach Lüneburg. Die Trasse dieser Straße wird in der ältesten deutschen Reise- und Straßenkarte des Erhard Etzlaub aus dem Jahre 1501 vermutlich wiedergegeben. Der Maßstab dieser Karte beträgt etwa 1: 5 000000.
Genauere Angaben über diese Trasse werden dann 200 Jahre später in der Post-Charte des Johann Baptist Homann, Nürnberg, aus dem Jahre 1709 gemacht.

Poststraße

Blick über den Grenzgraben in der Forstabteilung 139
entlang der Poststraße nach Süden

Von der "alten, gewöhnlichen Heerstraße für große Fuhrwagen und Karren" bzw. vom sogenannten "Hessenkarrenweg", die von Braunschweig über Gifhorn, Gamsen, Groß-Oesingen, Sprakensehl, Suderburg, Gerdau und Ebstorf nach Lüneburg führten, entwickelte sich vor etwa 330 Jahren ein "Schleichweg",4) der von Groß-Oesingen kommend über Hagen, Weyhausen und den Hohen Lüß die vorgenannte Poststraße erreichte. Dieser Schleichweg wurde dann zum Karrenweg, der an einem Schlagbaum die Grenze zwischen den Ämtern Beedenbostel und Bodenteich passierte. Dieser Grenzübergang mit einem Einschnitt im Wall und Auffüllung des Grabens war im Gelände bis zum Frühjahr 1979 noch erkennbar. Bei der Aufforstung der Forstabteilungen 174 und 173 ist nicht nur dieser Übergang, sondern auch die ehemalige Grenzanlage auf einer Länge von rd. 900 m im Bereich der Forstabteilungen 174, 173 und 186 vernichtet worden.


Karrenweg.
Blick vom Markierungsstein der Forstabteilungen 116/147/148/117 nach Nordwesten.

Die Vernichtung von Zeugnissen unserer Geschichte ist bedauerlicherweise auf Unkenntnis der Bedeutung dieses Ortes zurückzuführen und deshalb soll diese Abhandlung dazu beitragen, auf vorhandene Zeugnisse unserer Heimatgeschichte hinzuweisen, um damit eine Voraussetzung für deren Erhaltung zu schaffen.

Die Wagen und Karren, die die vorbeschriebenen Wege befuhren, haben insbesondere an den Hangauf- und -abfahrten oft tiefe Spuren hinterlassen. Derartige Spuren befinden sich heute noch auf der Westseite der Straße Unterlüß - Dreilingen etwa 70 m nördlich des Forsthauses Neuensothrieth in der Forstabteilung 74. Außerdem sind weitere Spuren auf der Ostseite dieser Straße etwa 1000 m vor Dreilingen (Ortsmitte) am Abhang zur Sandgrube erkennbar.

Mögen die vorstehenden Ausfuhrungen dazu beitragen, daß mit den ohnehin auf ein Minimum zusammengeschrumpften Zeugen der Geschichte unserer Heimat künftig verständnisvoller und geschichtsbewußter umgegangen wird.

Ein Granitblock, der sicherlich für den Straßen- oder Bahnbau zerstört worden ist.
Er lag in der Forstabteilung 175, im sogenannten "Säverloh", in der Gemarkung Räber.
Es befindet sich etwa 90 m nordöstlich und etwa 80 m nord- westlich von der unteren bzw, rechten Grenze der vorgenannten Forstabteilung zwischen den Hochspannungsmasten 163 und 2301 eine Bodenvertiefung mit herumliegenden Granitsplittern. Diese Vertiefung kann der Standort des "Griese Pagen" gewesen sein.167)

 

“De griese Page" 
Vörn Johrner achtzig stünn he noch,
Wat hüt nich veel mehr weet,
De Steen, en gode Klafter hoch
Un annerthalf woll breet.

De griese Pagen, as en Perd
Vun wieden antosehn,
Doch har he weder Mähn noch Steert,
Keen Oern un keen Been.

De Kinner harn an em ehr Freid
Un löpen woll mal hin
Nah em, de affsiets in de Heid
Grad op de Amtsgrenz stünn.

Drew mal de Schaper in de Nöcht,
Pett he d'r ook woll ran,
Un in gien Breed un in gien Höcht
Keek he den Steen sick an

Kreg denn sien Knüttüch rut un sett
Sick dahl mit stiewe Been
Un dach: Wat för'n Bewandnis hett
Dat woll mit düssen Steen?

Rutkregen het he't aber nich
Dat Deert säh kenen Luut,
Un wat nich klar en Schaper kricht,
Dat kricht keen Dokter rut.

So meen'n se denn, dat Dings det stünn
Ganz unnütz in de Hei'.
Se bruken Steen, do güng'n se hin
Un slögen den Riesen twei.

Stah ick nu an de Steed alleen,
Ward mi dat Hart so wied.
Verswunnen is de ole Steen,
Verswunnen de ole Tied.

 


62 701 Der "Jeduttenstein" auf dem "Blauen Berg"172-181)
Der ehemalige Suderburger Vogt Schwerdtfeger schrieb im Jahre 1757, daß sich beim Bodenteicher Weg ein sehr großer Stein befinde. Einen Namen gab Schwerdtfeger für diesen Stein nicht an. In der Teilungsakte der Gemeinheit Suderburg aus den Jahren 1838-1851 heißt es "Die Niederung beim Juditstein".

GPS
N  52°52.784´
O 010°29.152´

Auf dem "Blauen Berg" hat es ursprünglich zwei Granitblöcke gegeben, von denen der kleine (b) noch vorhanden ist, während der große (a) mit einer Breite von 10 Fuß (2,90 m) und einer Länge von 18 Fuß (5,25 m) gesprengt und zum Bau der Eisenbahnbrücke bei Bevensen-Medingen im Jahre 1848 verwendet worden ist. G. O. v. Estorff nennt im Jahre 1846 den großen und kleinen Judithstein.

Als "großen Stein" am alten Bodenteicher Weg ist der "Jeduttenstein" in der Charte von den Gemeinheiten des Dorfes Suderburg im Amte Bodenteich, 1839, eingetragen. Die Karte befindet sich im Kartenarchiv des Amtes für Agrarstruktur in Hannover unter Uelzen, Nr. 162.

Jodute war ein Alarm-, Not- und Hilfeschrei und weist auf eine Gerichtsstätte. Es sind bekannt ein Jodutenstein bei Vis- selhövede, ein Joduten-Bom in Affwinkel bei Buchholz und ein Jodutenberg wird im Land Bremen genannt.

G. Müller, Suderburg, hat dem Stein mit einem Gedicht und der Wiedergabe einer Sage ein literarisches Denkmal gesetzt181):

 

Der Jeduttenstein
Stumm blickst du, altergrauer Hünenstein,
Vom Heidehügel fern ins Land hinein.
Die Zeit geht dröhnend weiter ihren Gang,
Still ruhst und fest du an des Hügels Hang.
Jahrtausende wohl lagst du hier im Sand,
Eh' noch ein spähend Menschenkind dich fand.
Oh, könntest reden du mit Menschenmund,
Welche alte Mären gäbst der Welt du kund:
Von jenem Volk, das nur die Sage kennt,
Und das geheimnisvoll sie Hünen nennt.
Von jenem, das hier wild das Streitbeil schwang,
Bis es nach Welschland trieb sein Wanderdrang.
Von jenen Horden fern vom Nordenmeer,
Die hier zu Boden rang der Sachsen Speer.
Von jenem "Schlächter", der mit blut'ger Hand
Das freie Sachsen volk in Fesseln band.
Jahrtausende geh'n in das Land hinein,
Wie wird's nach abertausend Jahren sein!
Die Welt geht lärmend weiter ihren Gang,
Still ruhst und fest du an des Hügels Hang,
Ob Lenz-, ob Herbststurmdurch die Felder fegt,
Du altersgrauer Stein bleibst unbewegt.
Wir Eintagsfliegen schwinden mit der Zeit,
Du bist und bleibst ein Bild von Ewigkeit,
Wir sorgen für das "Morgen" bang und zag,
Und dir ist ein Jahrhundert wie ein Tag.

Die an den Stein geknüpfte Sage erinnert sehr an das Märchen von Dornröschen. Nach dem Volksglauben schlummert in dem Jeduttenstein eine wunderschöne Prinzessin, letzter Sproß des Heidekönigs, schon 700 Jahre von bösem Zauber gebannt. Aber einst werde ein Jüngling aus königlichem Geschlechte kommen, und ihm werde es gelingen, mit dem Schlage einer Gerte den Stein zu öffnen und das schlummernde Königskind zu erwecken. Dann werde das Paar den Thron des alten Heidekönigs auf der Magetheide besteigen und über das weite, breite Heideland regieren und die Heide, die einst von dem Zauberspruch derselben "bösen Frau", die auch das Königskind verwünscht hatte, getroffen war und seit jener Verwünschung verödet daliegt, werde alsdann wieder erblühen in alter Herrlichkeit.


Landtagsplatz bei Hösseringen

GPS
N  52°50´35.2”
O 010°24´35.4”



Findlinge und Großsteine sind hier ein Relikt aus der letzten Eiszeit.
Mit der fortschreitenden Technisierung ist auch der Bedarf an Steinfudamente für Häuser und Brücken gestigen. Modernes Gerät machte es schließlich auch möglich große Steine zu sprengen und über weite Wege abzutransportieren. Findlinge sind daher nur noch selten in unserer Landschaft anzutreffen.


Mit Hartmetallbohrer
wird eine Sprengbohrung vorbereitet.
Die Sprengladung läßt den Stein in zwei Hälften zerfallen.

Das Keilen erfolgte in einer idealen Line
wie der Stein brechen soll



 

 


Natur- und Kulturdenkmäler im Raum Suderburg



















Natur und Kulturdenkmäler im Raum Suderburg.
von Rolf Hillmer, Norderstedt
Uelzen: C. Becker 1982
Schriften zur Uelzener Heimatkunde,
hrsg. v. Hans E. Seidat, H. 5. 120 Seiten.

 

 

 

 

 

 

 

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