Suderburg
Stoltenhof in Oldendorf I

Der Stoltenhof

Zur Geschichte des Stoltenhofes in Oldendorf I.  (Suderburg)

Der Stoltenhof in Oldendorf I. war ursprünglich eine Krugkote. Mit Kote bezeichnete man früher die Bezeichnung Vollmeierhöfe, während die Inhaber der kleinen Dorfstellen “Cossaters” oder Brinksitzer genannt wurden. Mit diesem Hofe war, wie der Name Krugkote andeutet, bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts eine Gastwirtschaft verbunden und zeitweise auch eine Brandweinbrennerei und eine Ziegelbäckerei. Vermutlich ist der Name Stoltenhof zurückzuführen auf eine Familie Stolte, die bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts im Besitz des Hofes gewesen sein muß. Nach dieser Zeit werden die Inhaber desselben noch wiederholt Stoltenwirte genannt, hier und da auch noch Stolte, obwohl der Hof seit Beginn des siebzehnten Jahrhunderts im Besitz einer Familie Meyer war.
Im Jahr 1599 berichtete nämlich das Kirchenbuch (Pastor Heinrich Moller) von Jürgen Meyer, alias (das heist anders oder sonst) Stolte, und 1614 nennt die “Beschreibung des Amtes Bodenteich” als den Inhabereines “Hofes” einen Hans Meyer.

Auch 1639 wird in der “Beschreibung des Amtes Bodenteich” ein Meyer als Besitzer des Stoltenhofes genannt.
Im Jahre 1601 berichtet das Kirchenbuch (Pastor Heinrich Moller): “Es stirbt ein Handelsmann, ein Tuchmachergesell, der in Braunschweig krank geworden ist, in Stoltens Hofe in Oldendorf, wohin er mit Kaufleuten angefahren gekommen ist”.
Demnach wird schon damals der Stoltenhof neben dem Isingschen Hofe ein Hauptquatier für die Haufleute gewesen sein, welche auf der alten Heerstraße mit ihren Warenzügen gezogen kamen, in diesem Falle von Braunschweig kommend auf der Fahrt nach Hamburg.

Der im Jahr 1630 (Pastor Adolf Ahmoller) erwähnte Hans Stolte wird mit dem im Bodenteicher Verzeichnis genannte Hans Meyer gleichbedeutend sein.

Auch 1689 nennt das Kirchenbuch als “Pate” bei der Taufe von Heinrich Andeas Behrens (Nachbarhof von Schmied Behrens) einen Stolte. Es ist anzunehmen, daß der Kirchenbuchführer (in diesem Falle Pastor Ernst Hausmann) auch hier statt des Familiennamens Meyer den Hausnamen gesetzt hat.
Im Jahre 1700 hatte der Stoltenwirt einen Streit mit Henning Lübbecke, dem Inhaber des Isinghofes, wegen eines Kirchenstuhles (S. Hofnummer 1 in Oldendorf I. im “Heidewanderer” vom 8. August 1936).
Im Jahre 1736 wird in einer Dorfakte als Zeuge genannt Heinrich Meyer, der vor 53 Jahren, also 1683, auf dem Stoltenhofe gebohren wurde. Vermutlich war dieser Zeuge auch ein Mitglied der Familie Meyer, die lange Zeit im Besitze des Hofes war.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1850,
fast durch hundert Jahre, war der Stoltenhof der Sitz der Amtsvögte.
Der Amtsvogt Rudolf Helmrich, der im Jahre 1850 nach Hankensbüttel versetzt wurde. Der verpachtete den Hof an Schlüter, einem Mitbegründer der Suderburger Wiesenbauschule, die am 5. Januar 1854 in Räumen des Stoltenhofes eröffnet wurde und während des ersten Semesters ihres Bestehens hier Unterkunft fanden.
Im Jahr 1857 verkaufte Rudolf Helmrich den Hof an den Grafen Adolf zu Münster-Langelage, und 1858 erwarb die Gattin desselben, die Gräfin Ottonie zu Münster-Langenlage, geb. von Münchhausen, den benachbarten Stallbaumschen Vollmeierhof, und seit dieser zeit sind beide Höfe unter einem Besitz. 1867 kaufte den Doppelhof Albert Voigts (* 1841, + 1899), der ehemalige Verwalter des Grafen. Dessen Witwe, Frau Else Voigts, geb. Voigts, verkaufte im Jahre 1900 das Gut an Hans Beplate. Nach dem Tode von Hans Beplate ging der Hof in den Besitz von Frau Beplate über. Die Länderein wurden von Frau Beplate verpachtet. Otto Marwede pachtete den Hof für 30 Jahre bis Hans-Jürgen Beplate-Haarstrich, ein Neffe den Hof übernahm.

Über den Besitzstand des Hofes.
Im Jahre 1816 waren nach dem Brandkataster die Gebäude des Stoltenhofes mit 4900 Talern versichert und die des Stallbaumschen Hofes mit 375 Taler. Das alte strohgedeckte Bauernhaus des Stallbaumhofes brannte in der Nacht vom 4. zum 5. Februar 1878 nieder, und Voigts erbaute an derselben Stelle das ältere der beiden Häuser.
Am 10. Dezember 1839 zahlte Rudolf Helmrich zwecks Ablösung des Fruchtzehnten 548 Taler 2 ggr. und dieses Kapital wurde im Jahre 1859 nach dem Abschlusse der Verkoppelung dem neuen Besitzstande des Hofes entsprechend auf 732 Taler 15 ggr. erhöht, so daß 184 Taler 13 ggr. nachzuzahln waren.
Umgekehrt war es mit dem Stallbaumhofe. Dieser wurde 1839 mit einem Ablösekapital von 826 Taler 4 ggr. belastet, während nach der Verkoppelung nur 738 Taler 11 ggr. zu zahlen waren, also 87 Taler 17 ggr. weniger.
Nach der Verkoppelung betrug der Grundbesitz des Stoltenhof 375 Morgen 94 Quadratmeter, und der des Stallbaumhofes 421 Morgen 109 Quadratmeter, so daß die Höfe nach ihrer Zusammenlegung einen Grundbesitz von rund797 Morgen umfasten.

Nach dem “Parenschen Handbuch des Grundbesitz im Deutschen Reich (Provinz Hannover) aus dem Jahre 1929” umfaßte das Gut damals
         an Acker . . . . . . . . 90,7 Hektar
         an Wiesen . . . . . . . 10,3 Hektar
         an Weidem  . . . . . .   7,5 Hektar
         an Wald  . . . . . . . 136,5 Hektar
                       zusammen  245   Hektar

 

Was bedeutet der Familienname “Stolten” ?

Für die Entstehung des Nachnamens Stolten
gibt es nicht so viele Varianten wie bei anderen Namen, denn die Stolten's sind im laufe der Jahrhunderte bis Heute zum größten Teil in ihrer Heimat Schleswig/Holstein, Kreis Segeberg und der Näheren Umgebung, sowie in Hamburg ansässig geblieben, was die Deutung einfacher macht. Der Familienname Stolten leitet sich zunächst von der in Schleswig/Holstein liegenden Ortschaft "Stoltenberg" ab. Diese liegt etwas nördlich von Sülfeld, Tünningstedt und Leezen bei Kiel. In jener Zeit wurde Niederdeutsch gesprochen (Plattdeutsch), ein Ortsüblicher Dialekt. Die ersten Familienmitglieder der Stolten's, die wohl auf einem Hügel, bzw. Berg lebten wurden sehr wahrscheinlich mit "die Stolten" betitelt. Stolt bedeutet in der Alt-Niederdeutschen Sprache soviel wie: stolz, stattlich, hochmütig, ansehnlich. Sehr wahrscheinlich waren die Leute die dort auf dem Berg lebten vom Charakter her hochmütig oder stolz, was ihnen mit der Zeit den Beinamen (Spitznamen) Stolten eintrug. Man wird wohl gesagt haben: "De Stolten vun de Barg" (Die Stolzen vom Berg) woraus sich der Ortsname Stoltenberg entwickelte, der dann in der Kurzform "Stolten" unser Beiname und jetziger Familienname wurde.   
12 / 2002 Heiko Stolten

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