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Der Christusdorn 
Vor vielen, vielen Jahren, so erzählt die Sage, unternahm ein Pastor der Kirchengemeinde Suderburg eine Pilgerfahrt nach dem Heiligen Lande. Er besuchte dort alle die heiligen Stätten und kam auch nach dem Hügel Golgatha. Dort fand er eine Pflanze, die mit starken, langen, spitzen Stacheln besetzt war, eine Pflanze, von der einst dem Herrn die Dornenkrone geflochten wurde. Vorsichtig grub er eine davon aus, verwahrte sie sorgfältig in seinem Reisegepäck, brachte sie mit nach Suderburg und pflanzte sie auf ein Pfarrgrundstück, wo sie sich stark ausbreitete und noch heute allen Unbilden der Witterung Trotz bietet. In sehr strengen Wintern erfrieren die oberirdischen Teile der Pflanzen, aber im nächsten Frühjahr treiben sie wieder neue Schosse. Von jeher hat die Pflanze aus Christusdorn in einem besonderen Ansehen bei den Leuten gestanden; zumal sie in dem großen Kirchspiel Suderburg nur an dieser einzigen Stelle vorkommt und nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter blüht. Es ist ein wunderbarer Anblick für den einsamen Wanderer, der im Winter die Landschaft durchschreitet, wenn er zur Weihnachtszeit aus dem Schnee die goldgelben Blüten des Christusdornes hervorragen sieht. Der botanische Name für diese bei uns so seltene Pflanze ist Europäischer Ginster oder Hesame: Ulex europaea;
man nennt sie auch Gaspeldorn,
von Gaspel: NesteI, Spange, wegen der Dornen;
im Französischen heißt sie auch Sainfoin d'hiver: heiliges Winterheu.
August Heitsch
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